Die EinladungDie Ausstellung ereignete sich zwischen 26.02.-26.03.2010 in Zürich und fand gleich grossen Anklang: viele Rumänen kamen, um sich zu erinnern, viele andere Besucher, neugierig, etwas über einen Teil Ostblockgeschichte zu erfahren. BILDER AUS DER AUSSTELLUNG HIER
Bei Nachfrage könnte man die Ausstellung auch an anderen Orten aufbauen. Für weitere Details und Fragen erreichen Sie mich hier per Mail.
Meine Lieben
Zehn Jahre ist es her, seit ich „für ein Jahr ins Ausland“ ging. Ich bin immer noch weg – aber diese Stadt wird mich nie loslassen. Ich liebe sie, ihre vielen Schichten, ihr ewiges Treiben, die Art, sich immer wieder neu zu erfinden und doch nichts vollständig umzusetzen. Klein Paris – und gleichzeitig klein Istanbul. Sogar klein Moskau, je nach Blickwinkel.
Bukarest folgt mir überall hin.
Ich lade Euch herzlich zur Ausstellung, die vom Leben in Bukarest im Wandel der Zeit erzählt, ein. An der Bar trinkt man rumänischen Wein.
Diese Ausstellung wurde aus eigenen Mitteln finanziert. Sie ist verkaufs- und eintrittsfrei. Für einen symbolischen Beitrag steht ein dankbares Gefäss an der Bar.
Ich freue mich auf Euer Kommen!
So begann die Ausstellung in der Nachtgalerie, in dreieinhalb Räumen im Untergeschoss eines Hauses in Zürich. Die Einrichtung entspricht jeweils dem Ambiente des Raumes, in welchem man in den unterschiedlichen Perioden zusammenkam: heute – die Bar, früher – der Salon, zwischen den Zeiten – im Korridor der Platte.
Der Eingang ist hinterm Haus, die Treppe runter, an der Garderobe vorbei. Die erste Tür links führt zur Bar in “unsere Zeit”.
An der Bar unterhält man sich in drei Sprachen
Von dort aus geht man in den Salon über – die Bohème vor dem zweiten Weltkrieg. Damals wie heute gab es in Bukarest eine grosse Toleranz für unterschiedlichste Baustile. Die Stadtväter wollten nur das Beste für ihre Stadt – und jedem sein Bestes sah anders aus. Es wurden klare städtebauliche Richtlinien beschlossen, diese jedoch immer nur für begrenzte Zeit umgesetzt. Jedes Mandat brachte neue Richtlinien mit sich. Man genoss das Leben in vollen Zügen, ungeachtet der Verhältnisse, als gäb’s kein morgen.
Der Salon © Irina Vencu
Um in den nächsten Teil der Ausstellung zu kommen -zur Diktatur- muss man die Galerie verlassen und hinter der Ecke den zehn Meter langen Korridor finden, welcher nirgendwohin führte.
Das rasende Tempo der erzwungenen Industrialisierung bringt Zuzügler in die Stadt, durch diese verdreifacht sich die Bevölkerung innert wenigen Jahren. Das neue Regime möchte Bukarest völlig umgestalten, nichts soll mehr an das alte, aristokratische Leben erinnern. Die neue Gestalt tritt allmählich durch breite Achsen, rasch gebaute Plattenviertel und Eintönigkeit in Erscheinung.
Versammeln in öffentlichen Räumen ist ab sofort verpöhnt. Um miteinander zu kommunizieren treffen sich die Leute in den Treppenhäusern und Korridoren der Plattenbauten. Dort wird auch Propaganda gemacht, Plakate zeigen wie man “richtig” lebt, wohnt und sich anzieht.
Die Fotos aus diesem Bereich sind aus den 50er Jahren, als die Bauten noch neu waren und über einen gewissen Reiz verfügten.
Der Korridor
Rechts sind die Wohnungstüren, hinter welchen eine jeweils unterschiedliche Geräuschkulisse zu hören ist: ein Ausschnitt vom XIII-ten kommunistischen Parteitag, Radio Freies Europa mit Aussagen der Flüchtlinge in Paris, in der Tagesschau wird die Produktion pro Hektar gelobt, Radio Beromünster berichtet über den Einzug der sowjetischen Panzer in Ungarn…
Zwischen den Wohnungen 36 und 37 fehlt eine Tür. Hier ist eine verlassene Wohnung, die Möbel in der Mitte gestapelt. Aus den Fenstern sieht man auf die Abrissarbeiten der 80er Jahre, eine Strasse, die zwei Tage später aufhörte zu existieren, das Kloster Vacaresti, welches ein halbes Jahr nach sorgfältiger Restaurierung niedergerissen wurde. Im Hintergrund sieht man den Volkspalast im Bau, seitlich deutet ein weisses Fenster darauf hin, dass die Zukunft, von dieser Zeit aus gesehen, unbekannt ist. Ein Stövchen mit Kochplatte und Kerzen wartet auf seinen Einsatz, falls wieder mal unerwartet der Strom, die Heizung, das Wasser abgestellt werden…
Die verlassene Wohnung
Detailierte Artikel über die einzelnen Teile der Ausstellung folgen in Kürze.
Grundriss Galerie