Schachtkopf und Stützen des Förderbands © Jürgen Specht
1964 – 1974 Untergang
- 1964 Durch eine Gasexplosion werden die Stollen geflutet und die Kohleförderung für ein Jahr verunmöglicht.
- Die Bevölkerung sinkt von 4’900 auf 3’400
- 1965 Durch den Kohle-Bergbau auf Mitsuse beginnt die Insel an Bedeutung zu verlieren
- 1969 Mitsubishi Mining Company trennt sich mit den Kohle-Bergbau Abteilungen vom Mutterkonzern.
- Das Unternehmen Mitsubishi Takashima Colliery startet.
- 1974 Die Mine wird am 15. Januar geschlossen. Die Bevölkerung verlässt die Insel, ab 20. April ist sie unbewohnt.
Nach 1965 verordnete die japanischen Regierung die Optimierung des Energie-Ressourcen-Verbrauchs und somit den Wechsel von Kohle auf Erdöl, also begann das Management Gunkanjima zu reduzieren.
Januar 1974 wurde der Bergbau geschlossen und die Bewohner ab sofort arbeitslos. Bis April des gleichen Jahres verliessen die Bewohner die Insel komplett.
“Material Office”, davor der Eingang zu einem der Minen-Schächte © Hamutaro
1974 – heute. Zerfall
Der Zerfall der Bauten fand aus unterschiedliche Gründen statt. Ein Teil davon wurden an früheren Stellen im Text bereits erwähnt. (Wetter, salzige Luft, Schlechte Wasserabdichtung, mangelnde Erfahrung im Stahlbetonbau)
Ein wichtiger Grund ist die unterschiedliche Setzung des Baugrundes. Davon gab es zwei Arten:
-Die Stollen des Bergbaus gingen bis 1’100m in die Tiefe, über eine Fläche von mehreren Quadratkilometern unter dem Meer. Wenn ein Schacht stillgelegt wurde, dauerte es etwa zehn Jahre, bis dieser zusammenfiel. Dies wirkte sich nicht sofort auf die Beschaffenheit der oberen Erdschichten aus, aber mit der Zeit setzten sich die Schichten und erzeugten grössere Risse in den Gebäuden.
Zum anderen erfolgte Landgewinnung durch Aufschüttung mit “zuri”, Erde, die aus der Mine ausgegraben wurde. Dieser Grund enthält viel Kohle, die von Meerwasser mit der Zeit zersetzt und abgetragen wird.
Diese zwei Gründen tragen zur unterschiedlichen Bodensetzung der Insel bei.
Ein weiterer Grund für den Zerfall der Gebäude war, dass Stahlbetonbau in Amerika und Europa perfektioniert wurde. Die ersten Berechnungen für Träger und Bauteile bezogen sich auf Gegenden ohne Erdbeben und waren somit für Japan ungeeignet. Die Verankerungen zwischen horizontalen und vertikalen Bauteilen und Trägern waren zu klein dimensioniert, viele Balken rissen sich aus den Auflagern.
Dasselbe einige Jahre später, man erkennt den voranschreitenden Zerfall © Jürgen Specht, www.juergenspecht.com
Dazu kommt, dass in den meisten Gebäuden Meerwasser und -Sand für die Zementmischung genutzt wurde, was die Bewährung rasch zum rosten brachte. Nach vielen schlechten Erfahrungen landesweit setzte Japan gesetzlich den Anteil Salz bei der Betonmischung auf 0.04% fest.
Die Schichtdicke Zement über den Bewährungen war damals nicht festgelegt, daher betrug sie an manchen Stellen weniger als 1 cm Dicke; diese Schichte wurde rasch von Salzwasser durchdrungen, welches dann direkt die Stahl – Bewährung angriff. Daraufhin funktionierte das Tragwerk nur noch auf Druck, wie Mauerwerk – die Bauteile konnten keinen Zug aufnehmen.
Die Stahlstruktur kommt zum Vorschein, Geb. 65 © 2004, Jürgen Specht
Bei dem extremem Salzgehalt in der Luft wie auf offenem Meer auftretet mussten die der Witterung ausgesetzten Bauteile oft mit Süsswasser gereinigt werden. Um diese Angelegenheit kümmerten sich während der Bewohnung der Insel monatlich die Schüler. Die salzige Luft ist auch der Grund, wieso sämtliche exponierten Geländer und Bauteile aus Holz statt Stahl waren, Holz ist in Meerluft beständiger.
Mangelnder Unterhalt der Wasserdämmung, nicht Materialversagen, war der Grund für den Einsturz der Dächer auf Holzstruktur. Die Holzstruktur-Dächer hatten über Jahre hinweg besser gehalten.
Gunkanjima war ursprünglich ein Felsen. Zum einen hatten sich die Bewohner grosse Mühe gegeben, Gärten auf den Dächern anzulegen. Nach ihrem Abgang übernahmen die Pflanzen die Gebäude und zersetzten sie mit zusätzlicher Kraft. Holzbauteile sind heute leicht zu orten, weil sich ein grüner Teppich darüber ausgebreitet hat.
Hotel, Bau 1954 © blog.furibond.com
Zum anderen wurde das neugewonnene Land immer zementiert, damit ja keine Pflanzen an ungewünschten Orten – wie in der Nähe der Schachtköpfe und des Förderbandes – Fuss fassen, da sie mit ihren Wurzeln den Boden aufgerissen hätten. Einsturzgefahr!
Hinter der Wehrmauer, Geb. 48(1961, vorn) und 51(1955) © Jürgen Specht
Taifune beschleunigten den Zerfall zusätzlich. Die Bevölkerung kämpfte schon seit Ansiedlung immer gegen Taifune, die mit Wucht grosse Wassermengen aufpeitschten. Diese rissen dann Minenstützen und mannshohe Steine aus der 12m-hohen Ringmauer weg und schleuderten sie gegen die Gebäude. Texte und Fotos der Zeit zeugen von immensen Zerstörungen, einmal sogar von der kompletten Zerstörung eines dreistöckiges Stahlbeton -Gebäudes.
Indirekt schadeten Taifune, indem sie Holzelemente, Dächer und Regenrohre wegrissen. Einmal die Entwässerung und der Wetterschutz zerstört, beschleunigte sich der Zerfall der Häuser um ein Vielfaches.
Zum Abschied Heliansicht hier – Achtung, laut!
Links und Referenzen siehe Teil 1.
Wie kommt man auf die Insel? Infos im Artikel HIER