Gunkanjima, die Kriegsschiffinsel – 3- Blütezeit

Die Schule (70) © 1974 tejiendoelmundo.wordpress.com

1946-1963 Blüte nach dem Krieg

  • 1946 Die Hashima Gewerkschaft wird organisiert, mit besonderer Regelung für Steinkohlebergwerke.
  • 1947 Ein Punkte – System für die Zuweisung von Betriebswohnungen wird eingeführt.
  • Öffentliches Telefon wird installiert
  • 1948 Die Bevölkerung wächst sprunghaft auf 4’526 Einwohner
  • 1949 Der Hashima – Kindergarten wird eröffnet, ursprünglich Mitbenutzung der Räume des Senpukuji-Tempels
  • Der Film Midorinaki-Shima (Eine Insel ohne Grün) befasst sich mit Hashima
  • 1950 (Der koreanische Krieg bricht aus)
  • 1954 Erster Bau des Dolphin Piers. Baubeginn des Untersee-Aquädukts
  • 1956 Der südliche Kai, der Delphin-Pier und das Schwimmbad werden von einem Taifun zerstört

Das Meerwasserbad © japanisches Fernsehen

  • 1957 Ende des Baus des Untersee-Aquädukts
  • 1958 Zweiter Bau des Dolphin Piers (im folgenden Jahr weggespült)
  • Zum ersten Mal im Japan finden elektrische Reiskocher, Kühlschränke und Fernseher hier weite Verbreitung
  • 1959 Die Bevölkerung erreicht in diesem Jahr ihren Höhepunkt mit 5’230 Einwohnern
  • 1962 Zum dritten Mal wird der (heute bestehende) Dolphin Pier gebaut. Zwischen Nagasaki und Hashima wird der Linienverker aufgenommen
  • 1963 Baum-Pflanzungs-Kampagne (die erste in Japan)

 

Die Schule, im Hintergrund Geb. No. 65 © Jürgen Specht

Die Pylone der Schule, hintere Ansicht © Hamutaro

Die Schule von unten aus gesehen © Hamutaro

1974 wurde die Mine geschlossen und die Bevölkerung verliess die Insel innert 3 Monaten, um sich auf der Suche nach Arbeit in ganz Japan zu verteilen. Ein Jahrzehnt später wurde viele der ehemaligen Bewohner ausfindig gemacht und nach ihrer Zufriedenheit mit ihren neuen, jeweils sehr unterschiedlichen Wohnsituationen befragt. Entgegen der Erwartungen bevorzugten sie das Leben auf Gunkanjima – obwohl dort eine Dichte von 1’400 Bewohner/ha herrschte: also verfügte jeder Bewohner über 1.5 m2 Fläche . Dazu waren die Lebensbedingungen auf einer Insel im offenem Meer alles andere als angenehm: Taifune, Wellen, Wassernot und schlechte natürliche Beleuchtung wegen sehr hoher und enger Bebauung.

Eine Strasse © Jürgen Specht, www.juergenspecht.com

Nach dem Krieg genoss die Bevölkerung den Festlandbewohnern gegenüber auch einige klare Vorteile. Die Löhne waren verhältnismässig hoch, da von Mitsubishi bezahlt, eines der grössten japanischen Unternehmen. Abgesehen von den harten natürlichen Bedingungen war das Leben hier angenehmer als auf dem Festland, wo in der Nachkriegszeit Nahrungsknappheit herrschte. Wegen der geringen Fläche und den harten Lebensbedingungen (Minenarbeit und Leben auf offenem Meer) herrschten hier sehr klare Regeln des Zusammenlebens, die ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl förderten. Im Falle eines Taifuns war der Fährendienst unterbrochen und die Insel riskierte Hunger und Durst.
Viele Heimkehrer vom Mandschurianischen Krieg (Japanisch-Sowjetischer Grenzkonflikt 1938-39) hatten sich hier niedergelassen.
Wasser war eine wichtige Ressource auf der Insel, vor allem für Bergarbeiter in Kohleminen, die verzweifelte Anstrengungen auf sich nahmen, um Wasser zum waschen zu haben. Ein Meilenstein wurde mit dem Bau der Untersee – Leitung 1957 gesetzt.

Innenhof Geb. 65 © Jürgen Specht
Geb. 65, das flächigste auf der Insel, wurde nach einem strukturellen Raster von 6.5m x 6m gebaut, bei einer Höhe von 10 Stockwerken. Die Laubengänge wurden mehrmals umgebaut. Dieses ist das einzige Gebäude auf der Insel, bei welchem die Wohneinheiten nicht mit den strukturellen Einheiten übereinstimmen: hier gab es je 2 Wohnungen pro Einheit des Tragwerkes. Geringe Raumtiefen bei niedrigen Deckenverhältnissen trugen zu einer guten Beleuchtung bei, was damals als revolutionäres Design betrachtet wurde.

Turnhalle mit Tiger © Hamutaro

Fotos aus der Blütezeit der Insel sind im Internet nicht auffindbar. In einem Film von 2002 – siehe Link unten – macht Dotokou, ehemaliger Inselbewohner, einen Rundgang und erzählt über die Wege, die er damals lief und über wie das Leben aussah. Die aktuellen Bilder des Zerfalls werden mit solchen von glücklichen Zeiten überblendet, die das emsige Treiben im Alltag und bei Festen auf der Insel zeigen. Unbedingt anschauen!

 

Links und Referenzen siehe Teil 1.