Aquitanien, Frankreich
Dieser Weg fährt nach Bidache, auf einem Hügel hinter den Bäumen erhebt sich das einst prächtige Schloss der Herzogen von Gramont.
Das Schloss steht im Norden des Dorfes, auf einem Felsvorsprung, mit Blick auf den Fluss Bidouze und auf den Napoleonweg. Eine Terrasse aus dem 18.Jh verbindet es mit dem Ort Bidache. Es gehört Antoine XIV., Herzog von Gramont. Das Schloss wurde mehrmals umgebaut. 1523 wurde es von den Truppen Charles V. unter Befehl des Prinzen von Oranien belagert und angezündet, dabei vollständig ruiniert.
In der ersten Hälfte des 16.Jh unternahm Charles de Gramont (1475-1544), Erzbischof von Bordeaux und Generalleutnant von Guyenne, umfangreiche Renovationsarbeiten.Viele Architekten, Kunsthandwerker, Bildhauer und Maler kamen für den Wiederaufbau nach Bidache.
Wichtige Zeitgenossen waren hier auf Besuch, König Charles XIX. und Katharina de Medici waren seine Gäste 1565. Der Wiederaufbau ging während dem 16.Jh. und dem gesamten 17.Jh. weiter. Unter Louis XIV empfängt Antoine III., Marschall von Gramont, den Kardinal de Mazarin in dem Schloss, dieser lobt die Treppenanlage, sie sei eine der schönsten Frankreichs.
Charles-Antoine de Gramont beginnt Anfang des 18. Jh. den Wiederaufbau der monumentalen Tore, die über den Eingang wachen. Das Schloss wurde bei der Französischen Revolution 1796 erneut in Brand gesteckt.
Seit diesem Zeitpunkt wurden mehrere Sanierungsvorhaben gestartet, bisher ohne Erfolg.
Heute ist ein ehrgeiziges Projekt zur Erhaltung und Wiederinstandsetzung des Ensembles in Vorbereitung.
Dies ist die offizielle Version der Geschichte auf der www.bidache.org – Seite.
Sommer 07 fuhren wir zufällig dran vorbei, auf dem Weg vom Atlantik zu den Grotten von Isturiz und Oxocelhaya. Die mächtige Ruine zog uns derart in ihren Bann, dass wir sofort kehrt machten und alles probierten, um hinein zu gelangen.
Schafe grasten friedlich im grossen Foyer hinter den Baustellenversperrungen. Eine Dame brachte ihre Freundin, die zu Gast aus einem anderen Teil Frankreichs war, auf einen Spaziergang bis zum Bauzaun. Auf meine Frage, wann die Sanierungsarbeiten enden würden, lachte sie und sagte, sie sei vor siebzehn Jahren ins Dorf gezogen und seither hätte sich auf dieser Baustelle nichts getan. Beim Rathaus gab man mir Bescheid, Sommer ’08 sei die Renovation fertig. Der letzte alte Seigneur von Gramont sei verarmt und stur und weigerte sich, das Schloss rechtzeitig der Gemeinde abzutreten, aber Geld für die Renovation besässe er auch keines. Inzwischen hat nicht einmal die Webseite einen Fortschritt erlebt.
Leute im Dorf erzählten, das Schloss sei ursprünglich im 10.Jh. gebaut worden. Die Seigneurs de Gramont waren seit jeher eine Diplomatenfamilie im Dienste der Französischen Krone. Einer von Ihnen war es, der nach Spanien ging, um im Namen Louis XIV. um Maria Theresias Hand anzhalten. Auf der Rückreise habe der Tross hier übernachtet, allein deshalb hatte man das Tor und die grosse Terrasse über das Tal der Bidouze gebaut, um einen grossen Ball zu Ehren des königlichen Besuches zu veranstalten.
1789 wurde das Schloss der Gemeinde abgetreten und brannte 1796 aus (französische Revolution 1788-1798). Seither liegt das stolze Gemäuer ruiniert da.
©www.bidache.org
Die Leute erzählten noch etwas. Das Schloss hätte einen bösen Ruf, seit einer der Gramonts seine Frau mit dem Stallmeister im Stall erwischte und den letzteren in den Armen seiner Gemahlin erschoss. Er verlor den Verstand und das Schloss brannte in derselben Nacht aus. Das war 1786. Sei dann hätte sich auf dem Gelände nichts mehr getan.
Es sei ihnen egal, was damit passiere, der Adel sei doch degeneriert und die Basken würden sich dem königlichen Frankreich und dessen Schätzen gegenüber in keiner Weise verpflichtet fühlen.
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