Dieses Haus in meiner alten Nachbarschaft in Bukarest hatte mich schon immer fasziniert. Heute zerfällt es jeden Tag ein wenig mehr, als wäre es von allen guten Geistern verlassen worden.
Sie sind verschwunden, die guten Geister, das Haus wurde neuen Wächtern überlassen, die es jeden Tag von innen aushöhlen, dabei lassen sie die Fassade bis zum letzten Moment stehen, damit niemand sieht, was zwischen den stolzen Mauern vorgeht. Die Möbel liegen zertrümmert auf den Zimmerböden, im Schutt der heruntergestürzten Decken, die Balken wurden mit den Decken aus den Wänden herausgerissen, man sieht durch drei Stockwerke in den Himmel… Hinten, im Raum wo früher die Feierlichkeiten stattfanden, ist die grosse Treppe auch heruntergefallen, junge Bäume wachsen dort, wo man einst tanzte, der Regen peitscht von innen auf die Scheiben und auf die Nischenwände.
Für uns hat ein neues Jahr begonnen. Ich wundere mich, wie viele Jahre dieses Haus wohl gesehen hat, mit Gästen, die an üppigen Tischen feierten, anstiessen und einander wünschten, dass ihnen das neuen Jahr all jenes bringen solle, was ihnen in den letzten Jahren enthalten wurde. Wie viele elegante Frisuren und Kleider aus edler Seide wohl hier vorbeiraschelten, wie viele intelligente Gespräche wohl in diesen Mauern erklangen, von denen jetzt der letzte Rest blaue Farbe sich zusammenrollt und ergeben abfällt. Bessere Jahre… Und schlechtere Jahre, in denen die Bewohner des Hauses die kommenden Zeiten wohl gefürchtet haben. Es folgten die Kriege, die Zeiten des Wandels.
Ich kenne die Geschichte des Hauses nicht, ich hätte gern mehr darüber erfahren. Ich möchte Bilder von besseren Zeiten sehen,in denen die Bewohner es richtig belebten. Ich wünsche mir, dass die guten Geister zurückkehren und ihre jetzigen “Besitzer” und “Wächter” mit der plötzliche Erkenntniss der Schönheit, die sie so lang schändeten, erschlagen. Ich wünsche mir, dass auch andere kleine und grosse Häuser aus Bukarest überleben, dass sie wieder ruhige Zeiten erleben, wie jene, in welchen sie aufgeblüht sind – und dass sie wieder von Leuten bewohnt werden, die sie schätzen.
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